November 30, 2009

Kulturimperialismus mal anders

Während sich der Rest der Welt über die Schweizer Penisneider echauffiert, die vorsorglich alle zukünftigen Minarettbauten verboten haben, wollen wir uns heute einem Land zuwenden, das dem Islam deutlich zuvorkommender begegnet: Bolivien. Dort wurde, nach einer großzügigen Spende seitens Mahmoud Ahmadinejad anlässlich seines Besuchs vergangene Woche, in einem Krankenhaus in El Alto die Schleierpflicht für alle Pflegerinnen eingeführt. So hatten sich die Einheimischen die "indigene Selbstbestimmung" vermutlich nicht vorgestellt...

Ein weiterer Triumph iranisch-lateinamerikanischer Freundschaft stellen sicherlich die in venezuelanisch-iranischer Koproduktion entstandenen "antikapitalistischen Autos" Turpial und Centauro dar. Das antikapitalistische Auto zeichnet sich dadurch aus, dass (der Leser ahnt es schon) man sehr viel Geduld mit sich bringen muss, bis es geliefert wird, dass das Design dreist bei Auslaufmodellen des kapitalistischen Auslands gestohlen wurde und dass es unter frühkapitalistischen Arbeitsbedingungen produziert wird. Mehr dazu im grandios sarkastischen Kommentar des Economist.

November 25, 2009

The same old song

Wie Broder schon mal festgestellt hat, wurde nach dem 9.11.1938 in der nationalsozialistischen Presse die Reichskristallnacht relativiert, indem man sie mit den gleichzeitigen Ereignissen in Palästina verglich, nach dem Motto "Was sind schon ein paar Scherben gegen die Verbrechen der Zionisten und ihrer britischen Helfershelfer in Palästina", oder wie die von Broder zitierte Wiener Volks-Zeitung am 12.11.1938 titelte: "Londoner Hetze wegen Glasscherben - aber kein Wort über zerstörte Araberdörfer!"

Wenn man nun die Nummer 41 der Zeitungszeugen in Händen hält, erkennt man dass dies offenbar eine offizielle Vorgabe des Reichspropagandaministerium für die Berichterstattung  über die Pogromnacht gewesen sein muss. So schreibt die dort abgedruckte Berliner Morgenpost am 16.11.1938 unter dem Titel "Die Welt wehrt sich gegen jüdische Emigranten":
"Ueber alle diese Dinge liest man in den judenfreundlichen Blättern Englands und Amerikas aber leider nichts, sondern sie überschlagen sich in einem wüsten Gezeter über die 'brutale Behandlung' der Juden in Deutschland.
Wenn sich die Araber [der Begriff "Palästinenser" war 1938 noch nicht gebräuchlich] gegen den jüdischen Eindringling wehren und ihren angestammten Grund und Boden und ihr mehr als tausendjähriges Recht auf ihr Land verteidigen, dann sind es in diesen Blättern Rebellen und Banditen, die an den Galgen gehören. Die jüdischen Eindringlinge, die das arabische Volk versklaven wollen, aber sind die unschuldigen Opfer 'arabischer Mörder'.
Gewisse englische Kreise, und mit ihnen alle Judenfreunde in der Welt, sollten sich dich lieber einmal mit der englischen Kolonialgeschichte beschäftigen, wobei sie ganz andere Dinge lesen werden als das, was man mit den Juden in Deutschland gemacht hat."

In der Saarbrücker Zeitung vom 13.11.1938 kehrt die gleiche Argumentation sogar in der "Filmschau" wieder:
"Die Bildzeugnisse von der 'Befriedung' der Araber sind gerade jetzt wertvoll, da sich ein Teil der Auslandspresse mal wieder überschlägt, weil an jüdischen Geschäften in Deutschland einige Scheiben entzwei gingen."

Heute, da man weiss, dass am 9.11.1938 doch mehr als nur ein paar Scheiben zu Bruch ging, müssen die Zionisten schon selber herhalten um "Kristallnacht" zu feiern.

November 23, 2009

Grünspan auf'm Burger

Aus der Financial Times Deutschland von heute:
"Die McDonald's-Restaurants in Deutschland werden im äußeren Erscheinungsbild von der Farbe Rot auf Grün umgestellt. Während bisher der gelbe Firmenlogobuchstabe M auf einem roten Hintergrund an den Restaurants prangte, wird bei Neueröffnungen jetzt ein grüner Hintergrund eingesetzt.
'Nach dem weitgehenden Abschluss der Umbauten und Modernisierungen der Restaurants im Innenbereich kommt nunmehr die Außengestaltung dran, mit viel Grün statt Rot', sagte Holger Beeck, Vizechef McDonald's Deutschland, der FTD. Der Farbwechsel sei auch als Bekenntnis und Respekt vor der Umwelt zu werten." (Rest hier).
 
Und ich warte immer noch sehnsüchtig auf den Tag, an dem das KKW in Cattenom grün angestrichen wird.

November 22, 2009

Sonderrecht für Nazis?

Am 4. November hat das Bundesverfassungsgericht einen recht schwerwiegenden Beschluss verabschiedet: im Wesentlichen ist für alle Verherrlicher des „Dritten Reiches“ nun de facto ein Sonderrecht eingeräumt worden. Meinungsäußerungen von Nazis sind demzufolge nicht mehr im gleichen Maß vom Grundgesetz geschützt als alle anderen Meinungsäußerungen. Argumentiert wird dies (ich zitiere nach der Pressemitteilung) wie folgt:
„Grundsätzlich sind Eingriffe in die Meinungsfreiheit nur zulässig auf der Basis eines allgemeinen Gesetzes gemäß Art. 5 Abs. 2 Alternative 1 GG. Ein meinungsbeschränkendes Gesetz ist unzulässiges Sonderrecht, wenn es nicht hinreichend offen gefasst ist und sich von vornherein nur gegen bestimmte Überzeugungen, Haltungen oder Ideologien richtet. (…)
Angesichts des Unrechts und Schreckens, die die nationalsozialistische Herrschaft verursacht hat, ist Art. 5 Abs. 1 und 2 GG für Bestimmungen, die der propagandistischen Gutheißung der historischen nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft Grenzen setzen, eine Ausnahme vom Verbot des Sonderrechts immanent. Das Grundgesetz kann weithin geradezu als Gegenentwurf zu dem Totalitarismus des nationalsozialistischen Regimes gedeutet werden. Die Erfahrungen aus der Zerstörung aller zivilisatorischen Errungenschaften durch die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft prägen die gesamte Nachkriegsordnung und die Einbindung der Bundesrepublik Deutschland in die Völkergemeinschaft bis heute nachhaltig. “ (ich unterstreiche)

Damit hat, auch wenn das BVerfG anschließend argumentiert, dass die Verhältnismäßigkeit gewahrt wird und „kein allgemeines Verbot der Verbreitung rechtsradikalen oder nationalsozialistischen Gedankenguts“ zulässig ist, das Gericht im Wesentlichen den alten Antifa-Satz „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ in die Jurisprudenz aufgenommen. Die subjektivistische Grundlage der Argumentation (zugespitzt noch im Urteil selber: „Von dem Erfordernis der Allgemeinheit meinungsbeschränkender Gesetze gemäß Art. 5 Abs. 2 GG ist eine Ausnahme anzuerkennen für Vorschriften, die auf die Verhinderung einer propagandistischen Affirmation der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft zwischen den Jahren 1933 und 1945 zielen. Das menschenverachtende Regime dieser Zeit, das über Europa und die Welt in unermesslichem Ausmaß Leid, Tod und Unterdrückung gebracht hat, hat für die verfassungsrechtliche Ordnung der Bundesrepublik Deutschland eine gegenbildlich identitätsprägende Bedeutung, die einzigartig ist und allein auf der Grundlage allgemeiner gesetzlicher Bestimmungen nicht eingefangen werden kann.“), lädt natürlich auch zur Überlegung ein, ob die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft denn wirklich so einzigartig war, oder ob man nicht, „angesichts des Unrechts und Schreckens“, morgen ganz ähnlich zugunsten der Beschränkung der Meinungsfreiheit von Kommunisten argumentieren könnte. Antizionistisch eingestellte Richter könnten angesichts des Unrechts und Schreckens, die der Staat Israel gegenüber den Palästinensern verbreitet, ein Sonderrecht für Israelunterstützer einräumen, oder umgekehrt könnte das von Fatah, Hamas und co. veranstaltete Unrecht als Begründung eines Verbots von Soli-Demonstrationen für Palästina herhalten.

Vor allem aber bedenkenswert an dem Urteil überhaupt ist der Rückgriff auf den Begriff des Sonderrechts. Indem man für Nazis nicht mehr den Gleichheitsgrundsatz gelten lässt, und dies auch noch aus der „identitätsbegründenden“ Gegenüberstellung der Bundesrepublik und der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft ableitet, sagt man eigentlich, dass die Nazis zwar Staatsbürger sein mögen, jedoch nicht zur bundesrepublikanischen Volksgemeinschaft gehören. In diesem Sinn macht das BVerfG im Namen der Bekämpfung des Nationalsozialismus einen großen Schritt in Richtung der Rechtslehre und -praxis des „Dritten Reiches“, die gerade auf dem Sonderrecht für alle möglichen Gruppen (Juden, „Fremdvölkische“, „Asoziale“ usw.) aufbauten.

(crossposting auf L for Liberty

November 21, 2009

In defense of Progressive Rock (8): Yes

Tales from topographic oceans von Yes (1974) ist vielleicht das berüchtigste Prog-Album schlechthin: ein Doppelalbum, bestehend aus lediglich vier "Songs", jeder eine Schallplattenseite lang, die der Legende nach die Vertonung einer Fußnote (!) aus der Autobiographie eines Jogi von Paramahansa Yogananda darstellen sollen. Im Gegensatz zu den Tales gilt das Jazzrock-Album Third von Soft Machine (1970), das ebenfalls aus vier seitenlangen Tracks besteht, als Kultalbum und Meisterwerk, dabei gibt es dort vergleichsweise viel "noodling" und freie Improvisationen tragen nicht unerheblich zur Länge der Stücke bei. Auch die Produktion kommt vergleichsweise schwach auf der Brust daher, während die zwanzigminütigen Stücke von Yes als durchkomponierte Einheit erscheinen und überhaupt eine starke melodische Komponente haben, die sicherlich dazu beigetragen hat, dass Yes den Wechsel vom Prog- ins Popfach in den 1980ern im Vergleich zu anderen Progbands recht gut hingekriegt haben.


November 17, 2009

143 Jahre Voltairine de Cleyre


"To those unfamiliar with the movement, the various terms are confusing. Anarchism is, in truth, a sort of Protestantism, whose adherents are a unit in the great essential belief that all forms of external authority must disappear to be replaced by self-control only, but variously divided in our conception of the form of future society. Individualism supposes private property to be the cornerstone of personal freedom; asserts that such property should consist in the absolute possession of one's own product and of such share of the natural heritage of all as one may actually use. Communist-Anarchism, on the other hand, declares that such property is both unrealizable and undesirable; that the common possession and use of all the natural sources and means of social production can alone guarantee the individual against a recurrence of inequality and its attendants, government and slavery. My personal conviction is that both forms of society, as well as many intermediations, would, in the absence of government, be tried in various localities, according to the instincts and material condition of the people, but that well founded objections may be offered to both. Liberty and experiment alone can determine the best forms of society. Therefore I no longer label myself otherwise than as 'Anarchist' simply. (...)
Apart from the question of ideals, there is the question of method. 'How do you propose to get all this?' is the question most frequently asked us. The same modification has taken place here. Formerly there were 'Quakers' and 'Revolutionists'; so there are still. But while they neither thought well of the other, now both have learned that each has his own use in the great play of world forces. No man is in himself a unit, and in every soul Jove still makes war on Christ. Nevertheless, the spirit of Peace grows; and while it would be idle to say that Anarchists in general believe that any of the great industrial problems will be solved without the use of force it would be equally idle to suppose that they consider force itself a desirable thing, or that it furnishes a final solution to any problem, From peaceful experiment alone can come final solution, and that the advocates of force know and believe as well as the Tolstoyans. Only they think that the present tyrannies provoke resistance. The spread of Tolstoy's 'War and Peace' and 'The Slavery of Our Times,' and the growth of numerous Tolstoy clubs having for their purpose the dissemination of the literature of non-resistance, is an evidence that many receive the idea that  it is easier to conquer war with peace. I am one of these. I can see no end of retaliation unless someone ceases to retaliate. But let no one mistake this for servile submission or meek abnegation; my right shall be asserted no matter at what cost to me, and none shall trench upon it without my protest."

November 16, 2009

Erzdemokrat, anno 1938

Interessante Fundstücke mal wieder in der vorletzten Nummer der Zeitungszeugen (No.39), z.B. dieses für viele wahrscheinlich überraschende Bekenntnis des GröFAZ zur Demokratie:
"Demokratie ist in unseren Augen ein Regime, das vom Willen des Volkes getragen wird. Ich bin nach den Regeln der parlamentarischen Demokratie einst in Deutschland Kanzler geworden (Brausende Bravo-Rufe), und zwar als der Führer der weitaus stärksten Partei. Nach den Regeln der parlamentarischen Demokratie erhielt ich dann die unbedingte Mehrheit, und - Herr Churchill mag es bezweifeln - heute die einmütige Zustimmung des deutschen Volkes!
Ich habe nun in diesem Jahre nicht - zwei Demokratien - beseitigt, sondern - ich möchte fast sagen - als Erzdemokrat habe ich zwei Diktaturen beseitigt! (Immer tosender wird der Sturm des Beifalls, in dem sich jubelnde Heilrufe und brausendes Händeklatschen mischen). Nämlich die Diktaturen des Herrn Schuschnigg [in Österreich] und die Diktatur des Herrn Benesch [in der Tschechoslowakei]. Ich habe friedlich versucht, diese beiden Diktaturen dazu zu bewegen, auf dem Wege der Demokratie endlich für die Betroffenen das Selbstbestimmungsrecht herbeizuführen. Dieser Versuch ist mir mißlungen. Dann erst habe ich die Kraft des großen deutschen Volkes eingesetzt, um die Demokratie in diesen Ländern herzustellen, d.h. um unterdrückten Menschen die Freiheit zu geben! (...)
Herr Churchill und diese Herren sind Abgeordnete des englischen Volkes, und ich bin Abgeordneter des deutschen Volkes. (Stürmische Heilrufe branden zum Führer empor.) Der Unterschied liegt nur darin, daß auf Herrn Churchill nur ein Bruchteil der englischen Stimmen gefallen ist, während ich, ich darf es sagen, das ganze deutsche Volk repräsentiere!"
Nach den Hamburger Nachrichten, aus der Rede Adolf Hitlers in München, am... 9. November 1938, wenige Stunden vor der als "spontanen" Volkserhebung (denn was ist schon demokratischer als ein Lynchmob?), als Reaktion auf die Ermordung des Legationssekretärs vom Rath durch den 17jährigen Herschel Grynzspan, vermarkteten Reichskristallnacht. Anscheinend gab es wirklich kein Regime seit dem Aus-der-Mode-kommen des Gottesgnadentums, das nicht vorgab, seine Legitimität vom Volk erhalten zu haben und in seinem Sinne zu handeln.

In der gleichen Ausgabe der Zeitungszeugen: ein Reprint der Zionistischen Rundschau vom 4. November 1938, wo man unter anderem über die starke arabische Emigration nach Palästina liest (wobei man sich fragen kann, wieviele Nachkommen von 1948 geflüchteten Palästinensern nach über 60 Jahren noch immmer unter den Flüchtlingsstatus mit allen damit verbundenen Diskriminationen fallen, obwohl ihre Vorfahren zuvor vielleicht nur ein Jahrzehnt in Palästina gelebt haben), und auch folgenden frommen Wunsch findet: "Wenn man den Terroristen [um Mufti al-Husseini] das Handwerk lege, so könne nichts die Zusammenarbeit zwischen Juden und Arabern zur Verteidigung ihres gemeinsamen Landes hindern können."

November 14, 2009

In defense of Progressive Rock (7): Prog aus der DDR

 Auch in der DDR wollte man in den 1970ern natürlich progressiv sein, man nannte den Progressivrock dort allerdings lieber "Kunstrock". Bekannteste Exponaten des Kunstrocks waren Lift, Electra und Stern Combo Meissen, der sogenannte Sachsendreier. Obwohl die meisten dieser Bands bereits Ende der 1960er aktiv waren, wurden erste Alben erst Ende der 1970er bei Amiga veröffentlicht, als im Westen der Prog-Rock schon fast wieder mausetot war. So stammt dieses Video von Stern Combo Meissen - Der Kampf um den Südpol aus den frühen 1980ern, war 1977 zum ersten Mal auf Vinyl gepresst worden, aber bereits 1971 geschrieben worden:


Etwas beschwingter als die recht pathetischen und  langatmigen Töne des Sachsendreiers war die Horst-Krüger-Band, hier mit Tagesreise (1975).


Auch hervorzuheben: die jazzigeren Töne der Vorläuferband von Karat, Pantha Rhei - Alles fließt (1973).

November 11, 2009

Der Soundtrack zur Wende (4): Wir sind das Volk

Vielleicht die Geburtsstunde des Slogans "Wir sind das Volk": Schleim-Keim - Prügelknaben (Aufnahme von ca. 1986).


Der ganze Text zum Mitsingen:

PRÜGELKNABEN (1985)
Wir wollen nicht mehr, wie ihr wollt
wir wollen unsere Freiheit
wir sind das Volk, wir sind die Macht
wir fordern Gerechtigkeit
Wir sind das Volk, wir sind die Macht
Es ist zu spät, wenn es erst mal kracht
Das ist die Realität
und du merkst, wie die Zeit vergeht
du merkst, wie du langsam hier verfaulst
und wie eine kranke Katze jaulst
Gedanken werden sterilisiert
Worte durch Zensur kastriert
Bilder verfälscht, um den Schein zu wahren
sich stärker zeigen nach langen Jahren
den Willen nehmen und verformen
in Normen durch genormte Normen
aufbegehren durch Gewalt verwehren
sich nur um des Nachbars Fehler scheren
Das ist die Realität
und du merkst, wie die Zeit vergeht
du merkst, wie du langsam hier verfaulst
wie eine kranke Katze jaulst

In der saubereren CD-Aufnahme auf dem Album Abfallprodukte der Gesellschaft, 1992 bei HöhNIE Records erschienen, wird die erste Strophe übrigens nicht mehr gesungen.

Bonus: Spitzel

November 10, 2009

Der Soundtrack zur Wende (3): Aussteigen nicht vergessen

Die Firma - Revolutionäre und Verbrecher



Dieser Band war nach der Wende ein seltsames Schicksal beschieden: Sängerin Tatjana Besson und Keyboarder "Trötsch" wurden als Stasi-IMs enttarnt, Paul Landers und Christoph Schneider wurden mit Rammstein reich und berühmt.

November 09, 2009

Der Soundtrack zur Wende (2): Wir können bis an unsere Grenzen gehen

Eines meiner persönlichen Lieblingslieder: Sandow - Born in the GDR


Und hier die 160.000 Menschen auf die sich das Lied bezieht: anlässlich eines Solikonzerts der FDJ für das Ortega-Regime am 19.07.1988 singen zehntausende DDR-Bürger Born in the USA.

November 08, 2009

November 07, 2009

In defense of Progressive Rock (6): Mahavishnu Orchestra

Auf Wunsch von JayJay von L for Liberty heute Mahavishnu Orchestra mit You know you know.


Technisch gesehen machen John McLaughlins Mahavishnu Orchestra gar keinen Prog, sondern  Fusion Jazz/Rock. Während viele Prog-Bands Inspirationen aus dem Jazz bezogen, war Mahavishnu im Gegenzug in gewisser Weise der Einzug des Progs in den Jazz. Später dann sind sie auf R n' B umgewechselt, und haben die Grundlage für den größten Hit von Massive Attack geschaffen: Planetary Citizen.

November 06, 2009

Nie wieder Internationale

Malte Lehming bringt die Sache mal wieder auf den Punkt:
"Auf dem 5. Parteitag der SED verkündete deren damaliger Generalsekretär, Walter Ulbricht, im Jahre 1958 die 'Zehn Gebote der sozialistischen Moral und Ethik'. Das geschah ausdrücklich in Anlehnung an die biblischen Gebote, von denen sie sich abgrenzen sollten, um den DDR-Bürger zum Atheismus zu erziehen. Das erste der neuen Gebote lautete: 'Du sollst Dich stets für die internationale Solidarität der Arbeiterklasse und aller Werktätigen sowie für die unverbrüchliche Verbundenheit aller sozialistischen Länder einsetzen.'

Seit der Opel-Debatte wissen wir, dass die deutsche Linke inzwischen lieber ein elftes Gebot befolgt. Es lautet: 'Proletarier aller Länder, ihr seid uns schnurzpiepegal. Das Lied der sozialistischen Arbeiterbewegung ,Die Internationale’ singen wir nie wieder. Und wir pfeifen fröhlich auf die internationale Solidarität der Arbeiterklasse.'

Denn der Gleichklang der Empörungsposaunen nach der Entscheidung von General-Motors, Opel behalten zu wollen, ist frappierend. Wenn FDP-Wirtschaftsminister Rainer Brüderle nun tönt 'Ein solcher Umgang mit den Arbeitnehmern acht Wochen vor Weihnachten ist in keiner Weise hinnehmbar' oder CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers poltert 'Dieses Verhalten von General-Motors zeigt das hässliche Gesicht des Turbokapitalismus', dann unterscheiden sich solche Wutschnaubereien nicht mehr von denen deutscher Betriebsräte, Sozialdemokraten und Linkspartei-Vertretern. Der nationalautistische Kampf um die Erhaltung rein deutscher Arbeitsplätze schweißt links und rechts wie Pech und Schwefel zusammen."

Allerdings irrt sich Lehming nun wirklich, wenn er darin eine neue Entwicklung zu entdecken glaubt... Und vom "Internationalismus" der SED kann man auch ein eigenes Lied singen... Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, was ein gewisser Herr Marx aus Trier seinerzeit über den Internationalismus der deutschen Linken schrieb:

"Und worauf reduziert die deutsche Arbeiterpartei ihren Internationalismus? Auf das Bewußtsein, daß das Ergebnis ihres Strebens 'die internationale Völkerverbrüderung sein wird' - eine dem bürgerlichen Freiheits- und Friedensbund entlehnte Phrase, die als Äquivalent passieren soll für die internationale Verbrüderung der Arbeiterklassen im gemeinschaftlichen Kampf gegen die herrschenden Klassen und ihre Regierungen. Von internationalen Funktionen der deutschen Arbeiterklasse also kein Wort! Und so soll sie ihrer eignen, mit den Bourgeois aller andern Länder bereits gegen sie verbrüderten Bourgeoisie und Herrn Bismarcks internationaler Verschwörungspolitik das Paroli bieten!

In der Tat steht das internationale Bekenntnis des Programms noch unendlich tief unter dem der Freihandelspartei. Auch sie behauptet, das Ergebnis ihres Strebens sei 'die internationale Völkerverbrüderung'. Sie tut aber auch etwas, um den Handel international zu machen, und begnügt sich keineswegs bei dem Bewußtsein - daß alle Völker bei sich zu Haus Handel treiben." (MEW, 19, S.24).